NEO2015: Gesundheitstechnologie

 

Navigation und Robotik

Minimal invasive chirurgische Eingriff e, beispielsweise in der Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie, erfordern eine Präzision, die rein manuell fast nicht zu leisten ist. Robotersysteme können den Ablauf von Operationen vor dem Eingriff exakt planen und mit höchster Genauigkeit operieren – dabei wird der Patient besonders wenig belastet. Verbesserte Behandlungsmöglichkeiten, schnellere Genesung und eine geringere Schmerzbelastung sind nur einige der Vorteile.

Navigationssysteme unterstützen den manuell arbeitenden Operateur, indem sie ihn zum Operationsziel führen. Entwicklungsbedarf besteht hier unter anderem bei der Synchronisation der Instrumentensteuerung auf die Bewegungen des Operationszielgebietes, die zum Beispiel Operationen am schlagenden Herzen deutlich erleichtern werden. Weitergehende Forschungsthemen betreff en in der Telechirurgie die Ausführung von Operationen über räumliche Distanzen hinweg.

Mikrosystemtechnik

Für die Wirkstoffforschung steht die Entwicklung von personalisierten, d. h. auf den einzelnen Patienten abgestimmten und eingestellten Medikamenten im Vordergrund. Auch die klinische Diagnostik und das Gesundheitsmonitoring mit den Schwerpunkten Früherkennung, präventive Diagnostik, Real- Time-Analyse und individual- spezifi sche Prognose wird hier immer bedeutsamer. In der Signalverarbeitung bieten neue Sensortechnologien den Zugang zu immer mehr Körperparametern und können eine Vielzahl von Biosignalen liefern.

E-Health

Auch die Gesundheit wird digitalisiert – E-Health heißt das neue Stichwort. Der zentrale Erfolgsfaktor innovativer Medizinprodukte ist deren Integration in die bereits bestehenden medizinischen und administrativen Prozesse im Gesundheitswesen. Das gilt insbesondere für digitale Verfahren, deren Diagnosedaten in krankenhausinterne sowie in einrichtungs- und sektorenübergreifende Behandlungsprozesse eingebracht werden müssen. Zusätzlich ist vor dem Hintergrund steigender Effzienzansprüche im Gesundheitswesen eine Integration von modernen IT-Technologien in Verwaltungsabläufe dringend notwendig.

 

Die Ausschreibung

Gesundheitsthechnologie: Wir suchen die innovativsten Technologien für die Forschungsbereiche Diagnostik, Therapie, Reha, Prävention, Gesundheitsförderung und Telemedizin.

Innovative Technologien sind die Basis für die erfolgreiche Gestaltung der Zukunft. Um die besten Lösungen eines wissenschaftlichen Fachgebiets zu finden und zu würdigen, verleiht die TechnologieRegion Karlsruhe jährlich den mit 20.000 Euro dotierten Innovationspreis "NEO".

Überzeugende Leitidee

Gesucht werden Innovationen, denen eine überzeugende Leitidee zugrunde liegt. Die Innovation soll einem breiten Publikum vermittelbar sein und einen wichtigen Beitrag zur Lösung einer aktuell bedeutsamen Fragestellung im Bereich der Gesundheitstechnologie liefern. Eine reine Grundlagenforschung soll nicht Gegenstand der Bewerbung sein.

Marktfähigkeit

Gesucht werden Innovationen, die auf ein marktfähiges Produkt oder eine Dienstleistung zielen. Produkte oder Dienstleistungen, die seit Jahren üblich sind oder bereits angewendet werden und im allgemeinen Bewusstsein keine Neuerung mehr darstellen, sollen nicht Thema der Bewerbung sein.

Globale Relevanz, Internationalität

Gesucht werden Innovationen, die eine globale Relevanz erwarten lassen und eine internationale Dimension entweder in ihrer Entstehung oder in ihrer Anwendung aufweisen. Produkte und Dienstleistungen, die regional begrenzt sind, sollen nicht Gegenstand der Bewerbung sein.

 

Das Vergabeverfahren

Die Ausschreibung erfolgt zweistufig. Die Teilnehmer hatten sich bis 27. April 2015 über eine vorgegebene Kurzbewerbung beworben. Nach einer Vorauswahl durch die Jury wurden für zehn Bewerbungen weiterführende Ausarbeitungen angefordert. Von diesen Einreichungen, die bis 15. Juni 2015 zu übermitteln waren, nominierte die Jury in ihrer Sitzung am 21. Juli 2015 fünf Arbeiten.

Die Nominierten

Der NEO2015, der dieses Jahr besondere Errungenschaften der Gesundheitstechnologie thematisiert, bewertet und prämiert, wird an einen der fünf im Folgenden dargestellten Forscherinnen und Forscher verliehen:

Zu den aus zehn verbliebenen Kandidaten Ausgewählten zählt Dr. Dennis Plachta vom Institut für Mikrosystemtechnik an der Uni Freiburg, dessen Arbeitsgruppe ein bedarfsgesteuertes blutdrucksenkendes Implantat entwickelt hat. Ein nichtmedikamentöses technologisches Prinzip, das den Vagusnerv im Gehirn stimuliert und so den blutdrucksenkenden Körperregelkreis anregt. Bis zu einem Drittel der Patienten, bei denen bislang keine andere Therapie anschlägt, könnte so geholfen werden, sich selbst zu heilen.

Ebenfalls nominiert ist Dr. Nicole Ruiter vom Institut für Prozessdatenverarbeitung und Elektronik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihr Projekt verfolgt die Entwicklung einer Brustkrebsfrüherkennungsmethode durch 3D-Ultraschall-Computertomografie. Patientinnen werden keiner Strahlung wie bei einer Mammografie ausgesetzt. Das Verfahren ist potenziell sehr kostengünstig und schmerzfrei. Die Vision ist, Tumore zuverlässig mit einer Größe von fünf Millimetern und darunter zu detektieren. Das erhöht die Heilungs- und Überlebenschancen deutlich.

Operationsplanung und Ausbildung über eine intuitive Interaktion zwischen Mensch und Maschine optimiert IMHOTEP (Immersive Medical Hands-On Operation Teaching and Planning System): entwickelt am Institut für Anthropomatik und Robotik des KIT unter Federführung von Dr.-Ing. Stefanie Speidel und in Kooperation mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie des Uni-Klinikums Heidelberg. Zielstrukturen (Tumore) und Risikostrukturen (Gefäße) lassen sich in einer virtuellen 3D-Szene per Videobrille untersuchen. Das Programm wird per Hand gesteuert und zeigt sowohl besser als auch schneller als herkömmliche Verfahren präzise an, wo ein Eingriff wie erfolgen sollte. Das System wird bereits in der von Prof. Dr. Dr. Uwe Spetzger geleiteten Neurochirurgischen Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe erprobt. Dort wandte dieser im Mai, direkt nach Bewerbungsschluss, weltweit erstmals ein Verfahren an, für das auch er nominiert wurde: Das Einsetzen eines mittels Computertomografie und nach virtuell simulierter Operation am 3D-Drucker passgenau zur Anatomie des Patienten gefertigten Implantats in die Halswirbelsäule, was eine maximale Kontaktfläche zum Knochen erlaubt. Das individuelle Titan-Implantat entsteht in Kooperation mit internationalen Partnern.

Dass 3D-(Druck-)Verfahren nicht nur Unterhaltung und Industrie, sondern auch die Gesundheitstechnologie voranbringen, zeigt Forschungsgruppenleiter Dr. Roland Unterhinninghofen vom KIT-Institut für Anthropomatik und Robotik mit einer passgenau gefertigten Fixierungsmaske für die Strahlentherapie. Um den gesamten Tumor zu treffen und das umliegende gesunde Gewebe zu schonen, darf der Patient sich während der Behandlung auf keinen Fall bewegen. Das soll eine auf Bilddaten basierende Maske erleichtern, die weder Beklemmung auslöst noch Atmung und Sicht nimmt. Der Fokus liegt zunächst auf dem Kopfbereich. Wenn das System dafür etabliert sein wird, seien adäquate Ausdehnungen auf andere Körperregionen problemlos realisierbar, erklärten die Forscher in ihrer Beschreibung, die jeder Kandidat einzureichen hatte.

Die Jury

Der Innovationspreis bietet objektive Rahmenbedingungen: Eine hochkarätige Fachjury mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wählt die zehn besten Einsendungen aus.

Der Jury gehören folgende Mitglieder an:

  • Dr. Wolfgang Grenke, Präsident,
    Industrie- und Handelskammer Karlsruhe
  • Dr. Jeans Fahrenberg, Leiter Innovationsmanagement,
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
  • Prof. Dr. Thomas Hirth, Institutsleiter,
    Fraunhofer IGB
  • Prof. Dr. Joachim Knebel, Bereichsleiter,
    Bereich 3 - Maschinenbau und Elektrotechnik,
    Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
  • Prof. Dr. rer. nat. Karl-Heinz Meisel, Rektor,
    Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft
  • Prof. h. c. Dr. Ulrich Rappen, Chefarzt,
    Klinikum Mittelbaden Baden-Baden Balg - Klinik für Kinder und Jugendliche
  • Vahid Sandoghdar,
    Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts
  • Prof. Dr. Stephan Schenkel,
    Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe

 

Die Preisverleihung

Im Rahmen der Preisverleihung werden alle nominierten Arbeiten präsentiert und der Preisträger des NEO2015 – Der Innovationspreis der TechnologieRegion Karlsruhe – bekannt gegeben.

Die Preisverleihung findet am 13. Oktober 2015 bei der Biologische Heilmittel Heel GmbH in Baden-Baden statt.

Um die Gewinner des NEO2014 zu sehen, klicken Sie bitte hier.

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Um die Gewinner des NEO2010 zu sehen, klicken Sie bitte hier.

NEO2015 – Der Innovationspreis der TechnologieRegion Karlsruhe wird unterstützt von: